09 April / 2021
Interview von Botschafter Dmitrij Ljubinskij den Salzburger Nachrichten
Beziehungen zwischen der EU und Russland in der Sackgasse
Russischer Botschafter kritisiert den fehlenden Dialog mit Brüssel und stellt Impflieferungen nach Österreich in Aussicht Dmitri Ljubinski ist seit bald sechs Jahren Botschafter der Russischen Föderation in Österreich. Er schätzt die Chancen auf eine Lieferung des Impfstoffs Sputnik V nach Österreich gut ein. Die Zusammenarbeit seines Landes mit der EU ist für ihn hingegen auf einem Tiefpunkt.
Wie steht es um den Impfstoff Sputnik V?
Dmitri Ljubinski: Es gibt in Russland bereits drei zugelassene Impfstoffe. Sputnik V war der erste. Bundeskanzler Kurz hat in einem Telefonat mit Staatspräsident Putin die Frage nach einer Lieferung von Sputnik nach Österreich gestellt. Seither arbeiten Teams aus beiden Ländern an diesem Thema. Wir haben einen fast fertigen Lieferungsvertrag.
Der Impfstoff ist in der EU nicht zugelassen. Es heißt, es fehlen wichtige Daten?
Die österreichische Seite und auch die Europäische Arzneimittelagentur EMA haben direkten Zugang zur kompletten Datenbasis über den Impfstoff Sputnik V. Alle anderen Aussagen sind nicht richtig.
Wann könnte geliefert werden?
Wenn wir den Vertrag nächste Woche unterzeichnen, können wir bis Ende April erste Lieferungen durchführen. Bis Ende Juni können es eine Million Impfdosen sein. Es gibt Probleme mit der Lieferung anderer Impfstoffe, wir sind bereit Österreich zu helfen. Aber es gibt unsaubere Spiele rundherum. Es geht auch um die Interessen riesiger Pharmakonzerne. Es stehen Milliarden und noch einmal Milliarden auf dem Spiel.
Sputnik V stört die Kreise der Pharmaindustrie?
Das ist absolut klar. Der Impfstoff wurde von Anfang an schlecht gemalt. Dann hat Lancet seine positive Analyse veröffentlicht. Um die 60 Länder setzen Sputnik V bereits ein. Jetzt heißt es plötzlich die Produktion sei ungenügend. Dieser Lobbyismus greift überall. Er besagt, dass Sputnik nicht verwendet werden soll, weil der Impfstoff russisch ist. Aber die Menschen, auch in Österreich durchschauen das. 2/3 wären laut Umfragen bereit, sich damit impfen zu lassen.
Wenn Russland liefert, aber der Impfstoff bei uns noch gar nicht zugelassen ist, was soll das bringen?
Das ist eine Frage über politische Verantwortung.
Wie steht es um die Beziehungen mit der EU?
Der Dialog liegt am Boden. Wir sind in einer Sackgasse. Es gibt auch keine Vision, wie und ob wir da wieder gemeinsam herausfinden.
Kritiker sagen, Russland sei selbst schuld daran?
Immer wenn wir über wichtige Themen mit der EU reden, werden zuerst Bedingungen gestellt. Das ist keine Partnerschaft. Man schafft immer ein neues Problemthema, ob es um Nawalny geht oder die Krim. Eine solche Frage besteht für uns nicht.
Aber das sind ja wichtige Themen, oder nicht?
Beide Seiten müssen die Karten auf den Tisch legen und auf einer Augenhöhe miteinander reden. Aber immer, wenn wir das vorschlagen, hören wir nur: Sanktionen, Sanktionen. Immer ist Russland an allem schuld. Das ist Teil des täglichen Lebens, leider auch in den westlichen Medien.
Das Gespräch führte der Chefredakteur der Salzburger Nachrichten Manfred Perterer.
Das Interview wurde in der Ausgabe vom 9. April 2021 veröffentlicht: https://www.sn.at/politik/weltpolitik/beziehungen-zwischen-der-eu-und-russland-in-der-sackgasse-1021...
Russischer Botschafter kritisiert den fehlenden Dialog mit Brüssel und stellt Impflieferungen nach Österreich in Aussicht Dmitri Ljubinski ist seit bald sechs Jahren Botschafter der Russischen Föderation in Österreich. Er schätzt die Chancen auf eine Lieferung des Impfstoffs Sputnik V nach Österreich gut ein. Die Zusammenarbeit seines Landes mit der EU ist für ihn hingegen auf einem Tiefpunkt.
Wie steht es um den Impfstoff Sputnik V?
Dmitri Ljubinski: Es gibt in Russland bereits drei zugelassene Impfstoffe. Sputnik V war der erste. Bundeskanzler Kurz hat in einem Telefonat mit Staatspräsident Putin die Frage nach einer Lieferung von Sputnik nach Österreich gestellt. Seither arbeiten Teams aus beiden Ländern an diesem Thema. Wir haben einen fast fertigen Lieferungsvertrag.
Der Impfstoff ist in der EU nicht zugelassen. Es heißt, es fehlen wichtige Daten?
Die österreichische Seite und auch die Europäische Arzneimittelagentur EMA haben direkten Zugang zur kompletten Datenbasis über den Impfstoff Sputnik V. Alle anderen Aussagen sind nicht richtig.
Wann könnte geliefert werden?
Wenn wir den Vertrag nächste Woche unterzeichnen, können wir bis Ende April erste Lieferungen durchführen. Bis Ende Juni können es eine Million Impfdosen sein. Es gibt Probleme mit der Lieferung anderer Impfstoffe, wir sind bereit Österreich zu helfen. Aber es gibt unsaubere Spiele rundherum. Es geht auch um die Interessen riesiger Pharmakonzerne. Es stehen Milliarden und noch einmal Milliarden auf dem Spiel.
Sputnik V stört die Kreise der Pharmaindustrie?
Das ist absolut klar. Der Impfstoff wurde von Anfang an schlecht gemalt. Dann hat Lancet seine positive Analyse veröffentlicht. Um die 60 Länder setzen Sputnik V bereits ein. Jetzt heißt es plötzlich die Produktion sei ungenügend. Dieser Lobbyismus greift überall. Er besagt, dass Sputnik nicht verwendet werden soll, weil der Impfstoff russisch ist. Aber die Menschen, auch in Österreich durchschauen das. 2/3 wären laut Umfragen bereit, sich damit impfen zu lassen.
Wenn Russland liefert, aber der Impfstoff bei uns noch gar nicht zugelassen ist, was soll das bringen?
Das ist eine Frage über politische Verantwortung.
Wie steht es um die Beziehungen mit der EU?
Der Dialog liegt am Boden. Wir sind in einer Sackgasse. Es gibt auch keine Vision, wie und ob wir da wieder gemeinsam herausfinden.
Kritiker sagen, Russland sei selbst schuld daran?
Immer wenn wir über wichtige Themen mit der EU reden, werden zuerst Bedingungen gestellt. Das ist keine Partnerschaft. Man schafft immer ein neues Problemthema, ob es um Nawalny geht oder die Krim. Eine solche Frage besteht für uns nicht.
Aber das sind ja wichtige Themen, oder nicht?
Beide Seiten müssen die Karten auf den Tisch legen und auf einer Augenhöhe miteinander reden. Aber immer, wenn wir das vorschlagen, hören wir nur: Sanktionen, Sanktionen. Immer ist Russland an allem schuld. Das ist Teil des täglichen Lebens, leider auch in den westlichen Medien.
Das Gespräch führte der Chefredakteur der Salzburger Nachrichten Manfred Perterer.
Das Interview wurde in der Ausgabe vom 9. April 2021 veröffentlicht: https://www.sn.at/politik/weltpolitik/beziehungen-zwischen-der-eu-und-russland-in-der-sackgasse-1021...